Der rollende Rubel und die russische Zentralbank

[Von Uwe Niemeier] – Das russische Bankensystem ruft immer wieder Interesse hervor. Neben größtem Misstrauen in den Reihen internationaler, aber auch nationaler Anleger zum Image und der Zuverlässigkeit, besteht auch bei vielen große Neugier – Neugier vermutlich deshalb, weil man immer wieder hört, dass man in Russland viel Geld verdienen kann und niemand aber so richtig weiß, wie das so geht.

Wenn wir uns die Kursentwicklung des russischen Rubels ansehen, so kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln, denn verstehen kann das keiner. Jahrelang war der Kurs im wesentlichen stabil. Ende 2013 zeigte er zum ersten Mal einen kleinen Sprung, um dann ab Februar 2014 zielstrebig zu wachsen. Ende 2014 kam es zu sagenhaften Turbolenzen, mit Zentralbankkursen von 84 Rubel für einen Euro. Die kommerziellen Kurse schossen noch weiter in die Höhe.

Begründet wurde dies alles mit der Ukrainekrise, den westlichen Sanktionen, dem Öl- und Gaspreis und der Westen frohlockte über diese Entwicklung. Denn nicht nur die Kurse wuchsen, sondern natürlich auch die Preise, insbesondere für die Waren des täglichen Bedarfs, die in einem großen Umfang von Russland importiert und in Valuta bezahlt werden müssen.

Merkwürdig war, dass die Russen, die sonst wegen jeder Kopeke Preiserhöhung (z.B. bei den kommunalen Dienstleistungen oder dem Straßenbahnfahrschein) auf die Barrikaden gehen und den russischen Präsidenten mit Eingaben eindecken, keinerlei Protestlaune zeigten und Preisanstiege bei Lebensmitteln von 20, 30 und mehr Prozent „verständnisvoll“ wegsteckten.

Trotzdem reagierte natürlich der Russe-Normalverbraucher und begann seine Rubelersparnisse in Valuta anzulegen. Er erhielt dafür jetzt nicht mehr so viele Euro oder US-Dollar, aber er rechnete damit, dass der Rubel sich weiter entwertet und bei einem späteren Verkauf der ausländischen Valuta er sehr viele Rubel erhält, um dann damit laufende Kosten decken zu können, die natürlich nicht in dem Umfang wachsen wie die Rubelentwertung vor sich geht.

Jetzt hat sich eigentlich nichts geändert: Die Sanktionen wirken immer noch, die internationale Lage hat sich nicht entspannt, eher im Gegenteil, die Öl- und Gaspreise sind nicht nennenswert gestiegen und nun beginnt aber der Kurs des Rubels sich erheblich zu erholen. Natürlich spricht man darüber jetzt nicht im Westen, denn es ist eine positive Nachricht aus Russland und die können die selbsternannten Spezialisten der deutschen Medien sich einerseits nicht erklären und andererseits will man sie dem deutschen Normalverbraucher auch nicht vermitteln – diese geheimnisvollen und positiven Vorgänge in Russland. Obwohl, auch nicht jeder Russe ist davon begeistert, dass die Kurse jetzt wieder fallen.

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