Der Idiot – Premiere

Wer ist hier der Idiot? Der, der ohne Berechnung und naiv für seine Überzeugungen einsteht? Der, der nicht verstehen kann, wie die Mechanismen der Liebe und der Macht ablaufen? Der, der sich ohne Rücksicht auf Verluste gegen seine Familie wendet? Der, der aus Angst, bald nicht mehr dazuzugehören, lieber wider besseres Wissen handelt? Die, die den Erwartungen aller nicht entsprechen will, weil sie weiß, dass sich wahre Ehrlichkeit niemals einstellen wird? Oder die, die sich ohne Aussicht auf Erfolg einem Mann an den Hals wirft, der sein Herz schon längst verschenkt hat?

Fürst Myschkin kehrt nach einem längeren Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium nach Petersburg zurück, mittel- und fast beziehungslos. Auf dem Heimweg lernt er den Kaufmannssohn Rogoschin kennen, der sich in die wunderschöne Nastasja verliebt hat und nun ihretwegen mit der Petersburger Gesellschaft auf Kriegsfuß steht. Denn seine Angebetete ist die Mätresse des Gutsbesitzers Tozkij und soll nun mit dem Sekretär Ganja verheiratet werden. Ganja aber will sich seine Ehre bewahren und hofft darauf, dass sich Aglaja, die Tochter seines Vorgesetzten General Jepantschin, ihm zuwendet. Aglaja wiederum interessiert sich nicht im Geringsten für Ganja, sondern verliebt sich in den geheimnisvollen Myschkin. Nastasja, deren Aussichten auf gesellschaftliche Akzeptanz äußerst gering sind, wendet sich von all ihren Verehrern angewidert ab und dem Fürsten zu, denn auch sie ist von dessen Andersartigkeit beeindruckt.
»Der Idiot« erschien 1868 als zweiter der großen Romantragödien Dostojewskis. Er entwirft in seinem Roman um den Titelhelden Fürst Myschkin eine kranke, zerstörte Gesellschaft, der aufgrund aller Zwänge und Abhängigkeiten nichts anderes übrig bleibt, als den uneigennützigen Fürsten zum Idioten abzustempeln. Myschkins Versuch, einen Platz in dieser Gesellschaft zu finden, kann nur scheitern. Er bleibt ein Außenseiter, egal wie sehr er sich auch anstrengt. Und verliert dabei sein Herz und seinen Glauben.

„Worauf nun beruht die Unmöglichkeit dieses Idioten in der Welt der andern? Warum versteht ihn niemand. Ihn, den doch fast alle irgendwie lieben, dessen Sanftmut allen sympathisch, ja oft vorbildlich erscheint? Das ist, weil der Idiot ein anderes Denken denkt als die andern. Nicht dass er weniger logisch, mehr kindlich-assoziativ denkt als sie, nicht das ist es. Er leugnet, dieser sanfte Myschkin, das ganze Leben, das ganze Denken und Fühlen, die ganze Welt und Realität der andern. Für ihn ist Wirklichkeit etwas vollkommen anderes als für sie.“ (Hermann Hesse)

»Der Idiot« eröffnet einen dreiteiligen Dostojewski-Zyklus, der in den kommenden Spielzeiten mit weiteren Romanadaptionen fortgesetzt wird. Stephan Kimmig inszenierte an den Münchner Kammerspielen, dem Thalia Theater Hamburg, am Wiener Burgtheater sowie am Deutschen Theater Berlin. Neben regelmäßigen Einladungen zum Berliner Theatertreffen erhielt der Regisseur unter anderem den Wiener Nestroy-, den Rolf-Mares- sowie den 3sat-Innovationspreis. 2011 wurde er mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST für die Inszenierung „Kinder der Sonne“ geehrt. Am Schauspiel Frankfurt inszenierte er „Lulu“ sowie „Liebelei“.

 

Wann:

08.11.2013, 22:00 Uhr

16.11.2013, 19:00 Uhr

01.12.2013, 16:00 Uhr

02.12.2013, 19:00 Uhr

06.12.2013, 19:00 Uhr

20.12.2013, 19:00 Uhr

27.12.2013, 19:00 Uhr

 

Wo:

Schauspiel Frankfurt
Schmidtstraße 12
Frankfurt am Main

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