Der durchschnittliche Russe heißt Alexander und ist… eine sie!

[von Dr. Daria Boll-Palievskaya] Jedes Jahr veröffentlicht der Föderale Dienst für staatliche Statistik Rosstat verschiedene statistische Daten über russische Bürger. Wenn man die Daten vom Allrussischen Meinungsforschungszentrum WZIOM, der größte russische Suchmaschine Yandex und der Stiftung „Öffentliche Meinung“ noch dazu nimmt, entsteht ein ziemlich klares Porträt eines durchschnittlichen Russen.

Man weiß jetzt, dass er Alexander heißt. Denn das ist in Russland der populärste Name, und zwar seit mehr als 50 Jahren. Aber eigentlich ist Alexander… eine Frau. Denn auf 78 Millionen Frauen in Russland kommen nur 68 Millionen Männer.

In diesem Jahr ist Alexander 40 Jahre alt geworden. Er wohnt höchstwahrscheinlich in einer Stadt, denn drei Viertel der russischen Bevölkerung tut das. In seiner Wohnung, wo er mit seiner Familie lebt, hat er genau 24,4 m² für sich. Er hat zwei Fernseher, einen PC, eine Waschmaschine und eine Mikrowelle. Und natürlich hat er zwei Smartphones. Alexander hat zwei Konten, ein Giroko- und ein Sparkonto. Und er hat zwei Kredite aufgenommen. Die Familie besitzt ein Auto der Mittelklasse. Alexander ist im Handel tätig (1/6 der Russen arbeiten in dieser Branche) und verdient 35,5 Tausend Rubel im Monat (das sind ca. € 590). Mit seinem Gehalt ist er (wie 84% aller Russen) nicht zufrieden, schämt sich aber, Gehaltsverhandlungen mit seinem Chef zu führen (wie übrigens ein Drittel der Russen auch). Eigentlich träumt Sascha davon, für den größten russischen Petrochemie-Konzern Sibur oder zumindest bei Gasprom oder Rossatom zu arbeiten. Denn sie sind die Top 3 unter den Wunscharbeitgebern in Russland. Allerdings würden 12% der Russen am liebsten bei der Präsidentenadministration arbeiten.

Die Statistiker wissen auch ziemlich alles über seine Interessen. Er schaut gern Fußball und ist wie 84 Millionen Russen ein Internetnutzer. Täglich surft er drei Stunden.
Seinen Urlaub verbringt er auf der Krim. Wenn es sein muss, kann es auch Tunesien sein.

Trotz allen Schwierigkeiten hält sich Alexander für einen Patrioten. Ein Patriot ist seiner Meinung nach ein Mensch, der die Natur seiner Heimat liebt, die Geschichte seines Landes kennt und immer zu Wahlen geht. Stabilität ist für Alexander wie für 75% aller befragten Russen sehr wichtig, sogar wichtiger als Reformen. Das kann man auch sehr gut nachvollziehen. Denn Alexander ist 1977 geboren, seine Kindheit hatte er zu Zeiten der Perestrojka. Als er grade 14 Jahr alt war, zerfiel die Sowjetunion. Seine Jugend erlebte in den wilden 90ern. Auch die Rubelkrise von 1998 hat er nicht vergessen.

Nachdem Sascha das Rentenalter erreicht hat, wird er wahrscheinlich bedauerlicherweise nicht so lange leben. Denn die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern in Russland beträgt 67 Jahre. Frauen leben im Schnitt zehn Jahre länger.

Aber Lebenserwartungen hin oder her, Alexander bleibt trotzt Wirtschaftskrise und Sanktionen ein Optimist und sagt, dass er ein glücklicher Mensch ist (81%).

Daria Boll-Palilevskaya – russland.NEWS

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