Der direkte Draht zu Wladimir Putin (Teil 2)

Seit 16 Jahren schon gibt es den »Direkten Draht«, eine Fragestunde mit dem russischen Präsidenten, die auf dem TV-Sender »Perwyj Kanal« (dem russischen Ersten) ……… weiter Teil 1

Die Frage eines russlandfreundlichen Ukrainers, „Was haben Sie gegen uns? Nicht jeder in der Ukraine unterstützt Bandera und Shukhevych. Wir ehren das Andenken unserer Vorfahren. Wir marschieren mit dem Unsterblichen Regiment. Warum schmiert das russische Fernsehen uns alle in einer Farbe?“ nahm Putin zum Anlass, auf die Ukraine einzugehen.
Er sehe es nicht, dass „alles in einer Farbe geschmiert“ werde, sei aber sehr froh über die Verbundenheit des Fragenden mit der gemeinsamen Geschichte.
Dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko, der aus Anlass der Visafreiheit in Richtung Westen den Anfang eines russlandkritischen Gedichts des revolutionären Dichters Lermontow (1841 im Duell erschossen) zitiert hat, empfahl er das Gedicht zu Ende zu lesen, denn es gehe dann doch anders aus.

Statt zu jubeln, solle er seine europäischen Off-shore-Konten schließen und die Entwicklung der Ukraine, deren Bewohner immer weiter in Armut versinken, im Auge haben.

Die Arktis sei die wichtigste Region, von der das Wohlsein Russlands abhängt. Für die Erschließung würden einzigartige Eisbrecher benutzt, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Bis 2025 werde ein noch stärkerer Atomeisbrecher (120 Megawatt) entstehen, der jede beliebige Eisschicht durchbrechen kann.

Die Außenpolitik nahm den deutlich geringeren Raum in dem Fragenmarathon ein.
Putin erklärte die russischen verteidigungspolitischen Maßnahmen in der Arktis, indem er darauf hinwies, dass US-amerikanische Raketen über den Nordpol Russland erreichen, und so eine sehr kurze Vorwarnzeit haben. Die Aufkündigung des ABM-Vertrages zwinge Russland zu Gegenmaßnahmen, und wenn man bedenkt, dass die USA Atom-U-Boote in Nordnorwegen stationiert habe, deren Raketen in kürzester Zeit Russland erreichen, müsse man verstehen, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Die Raketen würden in 15 Minuten in Moskau sein.

Die NATO ist nach Putins Auffassung mehr als eine Organisation, als ein Bündnis. Sie habe sich praktisch zu einem staatsähnlichen Gebilde entwickelt, das eine eigenständige Politik betreibt, und deren Mitglieder unter dem Diktat der USA nur noch geringe Einflussmöglichkeiten haben.

Wer behaupte, Russland sei ein aggressiver Staat und bedrohe den Westen, solle sich nur eine Weltkarte zur Hand nehmen und darauf die Stationierung von Truppen, Raketenstellungen, Militärbasen und Flugbasen im Laufe der Jahre seit Ende der UdSSR anschauen. Er werde sehr schnell begreifen, wer der Aggressor ist.

Das vom Westen immer wieder vorgebrachte Argument, die an den Grenzen Russlands aufgestellten Raketenstellungen seien reine Verteidungsmaßnahmen noch dazu gegen eine iranische Bedrohung hält Putin für unglaubwürdig, denn es gebe keine Bedrohung durch den Iran und außerdem seien die stationierten Abfangraketen in kürzester Zeit auf Angriff umzurüsten.

In den USA sieht Putin eigentlich einen Partner. Beide Länder hätten eigentlich viele gemeinsame Interessen und im Sinn der Weltgemeinschaft auch Verantwortung und Aufgaben. Eines davon sei die Bekämpfung des Terrors. Und die Ursache des Terrors sei der Hunger auf der Welt, der den Radikalen immer wieder Menschen in die Arme treibt. Ihn gelte es dringend zu bekämpfen.

Zu Syrien sagte Putin, dass es jetzt darum gehe, die Verteidigungsfähigkeit der syrischen Truppen zu erhöhen, damit sich Russland langsam zurückziehen könne. Russland sei weiter an einer politischen Lösung der Probleme nicht nur in Syrien, sondern im gesamten Nahen Osten interessiert.

[Hanns-Martin Wietek/russland.NEWS]

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