Der Beweis – russische Soldaten kämpfen in der Ukraine

Mit der Überschrift „Schweigen über den Gräbern“ beginnt die Süddeutsche Zeitung ihren Artikel über russische „Kompensationszahlungen für 2000 Familien gefallener Soldaten und für 3200 Verwundete. Die russische Zeitung Djelowaja Schisn (Wirtschaftsleben) soll – womöglich eher unfreiwillig – eine Reihe von Informationen veröffentlicht haben die darauf schließen lassen, wie hoch die Zahl der Toten tatsächlich ist, die für die russische Armee bei den Separatisten gekämpft haben und in Särgen aus der Ukraine zurück nach Russland transportiert worden sind.“

Locker zitiert Cathrin Kahlweit, die Wiener Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, weiter aus der russischen Zeitung Djelowaja Schisn und dem Forbes Magazin, die wohl als seriöse Quelle herhalten müssen.

Cathrin Kahlweit ist dann auch schnell dabei, schon eine Lösung für den nicht mehr vorhandenen Absatz bei der russischen Zeitung Djelowaja Schisn zu liefern: „Forbes berichtet, die Meldung sei schon nach kurzer Zeit wieder von der Webseite des russischen Blattes verschwunden, offenbar habe die Zensur umgehend eingegriffen. Allerdings hätten ukrainische Journalisten vorher einen Screenshot gemacht. Es sei davon auszugehen, dass der Kreml Nachricht und Zahlen als Fälschung bezeichnen würde.“

Selbstverständlich vergisst Sie auch nicht, gleich noch den Hinweis auf Boris Nemzow zu bringen: „Der russische Abgeordnete Boris Nemzow, der im Februar in Moskau auf offener Straße ermordet worden ist, soll damals kurz davor gestanden haben, weitere Beweise für die aktive Einmischung Moskaus im Donbass vorzulegen. Er wolle, hatte er in Interviews angekündigt, Russland verändern und „Neues über den Krieg im Ostteil der Ukraine“ enthüllen. Kurz danach war er tot.“

Somit, alles in Allem eine runde Geschichte. Fast.

Leider war das alles ein Fake. Die russische Zeitung Djelowaja Schisn, die als Urquelle hinhalten musste ist nicht nur sehr unbekannt, sondern auch nicht sonderlich seriös; ein Aufhübschen durch das Forbes Magazin sollt das Ganze dann wohl für die Süddeutsche Zeitung seriöser gestalten.

Leider haben etliche andere Medien diese „investigative“ Meldung übernommen, vom österreichischen Kurier über UKRINFORM, nach eigener Beschreibung die einzige nationale Nachrichtenagentur der Ukraine, oder dem Onlinemedium EUROMAIDAN PRESS, die den Artikel aber bereits wieder entfernt haben. Bei EP erreicht man nur noch eine Fehlermeldung.

Sehr weit verbreitet hat sich diese Meldung daraufhin in den sozialen Netzwerken wie Twitter, facebook und anderen. Selbst bei Wikipedia ist bereits ein Hinweis über die „russische Beteiligung von Soldaten in der Ukraine“ zu lesen: „Im August 2015 wurde in einer russischen Internetquelle unbeabsichtigter Weise von einer Zahl von 2000 gefallenen und 3200 schwer verwundeten russischen Militärangehörigen berichtet; diese Quelle wurde nach kurzer Zeit gelöscht.“

Auch wir hatten die Meldung von Forbes und der Süddeutschen Zeitung gelesen und hätten diese Meldung auch gebracht. Aber bei näherem Hinsehen fiel uns auf, dass nicht einmal eine echte Originalquelle vorhanden war. Nur angebliche Quellen aus mindestens zweiter Hand. Bei weiterer Recherche fiel uns auf, dass die russische Zeitung Djelowaja Schisn weder über ein vernünftiges Impressum noch über irgendeinen Bekanntheitsgrad verfügt. Daher kamen uns immer weitere Zweifel an der Richtigkeit dieser Meldung. Wir haben dann davon Abstand genommen und wie es sich zeigte, zu Recht.

Gestern hat dann sogar das der ukrainischen Regierung freundliche, von den USA finanzierte, Onlineportal „stopfake.org“ einräumen müssen, dass die Meldung ein Fake ist.

Leider haben es Paul Roderick Gregory vom Forbes Magazin und erst recht Cathrin Kahlweit von der Süddeutschen Zeitung versäumt, unterlassen oder einfach nicht wahrhaben wollen, dass es auch anders sein kann. Reflexartig sah man seine Stereotypen und Vorurteile bedient und schmückte das Ganze noch mit etwas Beiwerk aus. Auf den meisten Medien ist der Bericht immer noch online und wird fleißig kommentiert, weiterverlinkt und mit der üblichen Russlandhetze versehen und weiter geliked und verlinkt. Das der Forbesartikel in Wikipedia verlinkt ist kann, wenn dem nicht widersprochen wird, schnell dazu führen, dass über kurz oder lang der Forbes- oder Süddeutsche Zeitungsartikel als wahr angenommen wird und die Aufdeckung, dass es ein Fake ist in Vergessenheit gerät oder nur noch Insidern bekannt sein wird.
Paul Roderick Gregory und Cathrin Kahlweit, seriöse Berichterstattung sieht anders aus!

Gunnar Jütte/russland.RU

http://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-konflikt-schweigen-ueber-den-graebern-1.2622549

http://www.forbes.com/sites/paulroderickgregory/2015/08/25/kremlin-censors-rush-to-erase-inadvertent-release-of-russian-casualties-in-east-ukraine/

https://web.archive.org/web/20150822092515/http://bs-life.ru/rabota/zarplata/voennosluzashchie2015.html

http://bs-life.ru/rabota/zarplata/voennosluzashchie2015.html

http://kurier.at/politik/ausland/ukraine-2000-tote-russische-soldaten/149.383.651

http://www.ukrinform.ua/deu/news/russische_zeitung_verffentlicht_versehentlich_angaben_ber_verluste_der_russischen_armee_in_ukraine_17278

http://de.euromaidanpress.com/2015/08/27/russland-veroeffentlicht-versehentlich-die-zahl-seiner-opfer-in-der-ukraine-2-000-todesfaelle-3-200-verwundete/

http://www.stopfake.org/en/debunking-the-fake-article-on-2000-russian-soldiers-killed-in-donbas-everyone-fell-for/

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