Das russische Alphabet

Wird auch kyrillisches genannt. Dies deshalb, weil die beiden slawischen Mönche Kyrill und Methodius, oder Кирилл und Мефодий, die im 9. Jahrhundert in Bulgarien lebten, die Schrift entwickelt hatten. Grundlage war das griechische Alphabet und das ganze Unternehmen sollte dazu dienen, den bis anhin heidnischen Slawen die Bibel näherzubringen. Von Anfang an gingen Glaube und Schrift Hand in Hand, eine Urversion des Russischen ist denn auch als Altkirchenslawisch bekannt.

Auf russisch heisst das Alphabet алфавит oder, etwas umgangsprachlicher, азбука. Das kyrillische Alphabet heisst кириллица und das lateinische латиница. Es enthält 31 Buchstaben sowie das Weichheitszeichen ь und das Härtezeichen ъ. Das Weichheits- und das Härtezeichen sowie das sogenannte harte i, das ы, haben die Besonderheit dass sie nie am Wortanfang stehen können. Daher entfällt auch die Notwendigkeit, für diese Zeichen als Grossbuchstaben zu schreiben- es gibt diese drei nur in der Kleinvariante. Der grösste Unterschied zum Deutschen ist die grosse Zahl an Zischlauten: Ж Ш Щ und Ч.

Wenn man auch die alle beherrscht, kennt man das ABC von A bis Z. Oder wie die Russen sagen, in Übereinstimmung mit ihrer Buchstabenreihenfolge: От А до Я.
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In seiner heutigen Form existiert das kyrillische Alphabet seit 1917. Die Reform wurde schon lange vorher diskutiert, aber erst im Zug der allgemeinen Neugestaltung (man könnte auch sagen: Reformwut- sogar die gänzliche Abschaffung der damals als alt und rückständig verschrienen kyrillischen Schrift wurde erwogen) verwirklicht. Ziel der Reform war, die Schreibweise der modernen Aussprache anzupassen. Wichtigste Neuerungen waren die Streichung einiger Buchstaben wie das i, welches bis anhin nebst dem И gebräuchlich war, und der von nun an viel seltenere Gebrauch des Härtezeichens ъ, welches bis anhin am Ende fast jeden auf einen Konsonanten endenden Wortes stand. Wenn man heute irgendwo die Aufschriften Банкъ oder Трактиръ sieht, dann wollen der Bankier bzw. der Cafébesitzer mit dieser altertümlichen Schreibweise bewusst den Eindruck einer weit zurückreichenden Firmengeschichte erwecken, ihre Lokale bewusst einen Hauch von Tradition und Vergangenheit atmen lassen.

Und die Vereinfachung scheint weiter zu gehen, ruft gar besorgte Linguisten auf den Plan. Diese sorgen sich um die Zukunft des Ё,ё, welches sie vom Aussterben bedroht wähnen. Tatsächlich leisten sich viele Russen die furchtbare und unverzeihliche Nachlässigkeit, die beiden Pünktchen auf dem E einfach wegzulassen, und viele Handy- und Computertastaturhersteller tun es ihnen gleich.

Früher, da wars noch besser- wie zärtlich gingen die Russen mit ihren Buchstaben um! Sogar Namen hatten sie. Das A hiess аз, das Б буки, das В веди und so weiter. Aus den alten Namen der beiden ersten Buchstaben entstand der Name für das Ganze: Aзбука.
Dieser Text wurde uns von den Liden & Denz Sprachschulen für Russisch in St. Petersburg und Moskau zur Verfügung gestellt.

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