Bumsvideos in Russland nur noch gegen Passdaten

Wer sich in Russland dem visuellen Sexvergnügen hingeben will, muss künftig kräftige Abstriche seiner Privatsphäre in Kauf nehmen. Um die 2016 in Kraft getretene Änderung im russischen Mediengesetz zu umgehen, verknüpft der kanadische Pornoseiten-Anbieter Pornhub sein Angebot mit einer Anmeldung über das soziale Netzwerk Vkontakte.

An sich ist es heute nichts Ungewöhnliches mehr, dass sich diverse Dienste im Internet nur durch Anmeldung über ein soziales Netzwerk in Anspruch nehmen lassen. Die Absicht, die hinter diesem Vorgehen steckt, ist eindeutig. Es geht darum Verhaltensmuster zu studieren, um diese bei Bedarf verkaufsoptimiert und kundengerecht für Werbezwecke abzustimmen. Was sich als freundlicher Service der Social Medias präsentiert, dient letztlich nur einem Zweck: Der knallharten Geldvermehrung.

Was an sich schon die Alarmglocken bei Verbraucherschützern schellen lässt, treibt in Russland derzeit noch weitaus pikantere Blüten. Der Anbieter für pornographische Seiten im weltweiten Netz, Pornhub, war damals von der russischen Internet-Zensur stark betroffen. Immerhin rangierte die Seite bis Mitte 2016 an vierzigster Stelle der meistbesuchten Webseiten in Russland. Als Empfehlung riet seinerzeit die russische Behörde für Medienaufsicht Roskomnadsor seinen Usern, „im echten Leben“ nach Partnern für ein ausgefülltes Sexualleben zu suchen und keine Pornos zu schauen.

Man unterstellte der Kontrollbehörde sogar, auf diesem Weg für eine Steigerung der Geburtenrate zu werben. Wie das Moskauer Sacharow-Zentrum jedoch anschließend herausfand, hätten sich die Russen seitdem verstärkt für eine „informationelle Selbstbestimmung“ eingesetzt und neue Wege gefunden, nicht auf die begehrten Filmchen zu verzichten. Wie Andrej Soldatow, ein Experte für Geheimdienste und Überwachung im Netz, einräumen musste, sei demzufolge die Zahl der anonymisierten Nutzerzahlen in Russland sprunghaft nach oben geschnellt.

Nun ist die eigentlich gesperrte Pornoseite dennoch wieder für Russen aufrufbar. Funktionieren kann das deshalb, weil die Anmeldung über das russische Facebook-Adäquat Vkontakte zur Pflicht wurde. Das wiederum rief nun die russischen Datenschützer auf den Plan. Denn anders als bei den Vorlieben einer bestimmten Fruchtgummi oder In-Getränke-Marke sieht die Privatsphäre bei der Nutzung von Pornoseiten wohl ein wenig delikater aus. Wie das Unternehmen, das seinen Firmensitz im St. Petersburger Singer-Gebäude hat, mitteilte, sei dies der einfachste und effektivste Weg, den Jugendschutz im russischen Gesetz einzuhalten.

Die Anmeldung zu den Profilen bei vk.com erfolgt mittels einer hinterlegten Telefonnummer, die wiederum sämtliche persönliche Passdaten des Users in sich birgt. Kaum vorstellbar, wenn nun die russische Regierung auch noch Zugriff auf die sexuellen Vorlieben ihrer Bevölkerung besäße. Pornhub versichert indes, lediglich das Alter des jeweiligen Nutzers abzufragen. Die Initiative zur Authentifizierung via VKontakte käme außerdem von dem Unternehmen selbst, heißt es. Wie Pressesprecher Jewgeni Krasnikow betont, verfolge die Maßnahme das Ziel, „weitere Sperrungen und Rechtsbrüche zu vermeiden“.

Zwar gab Krasnikow Entwarnung, was die persönlichen Daten der User angeht – immerhin wolle das Unternehmen weiterhin auf dem russischen Markt operieren – was im Anschluss mit den Daten passiere, entziehe sich jedoch auch seiner Kenntnis. Datenschützer indes befürchten bereits massive Datenlecks.

[mb/russland.NEWS]

 

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